Benediktinerinnen und Kapuziner, Zisterzienserinnen und Pallottiner, Schönstätter Schwestern und Salettiner Patres – am Dienstagmorgen bot sich Passantinnen und Passanten im Stiftsbezirk St.Gallen ein spezielles Bild: Rund 80 Schwestern und Brüder aus den vielen Klöstern des Bistums St.Gallen und anderer geistlicher Gemeinschaften trafen sich zum Festtag des gottgeweihten Lebens. Die Ordensleute – einige erkennbar an ihren Ordensgewändern – reisten aus dem ganzen Bistum an, etwa aus Bad Ragaz, Oberbüren, Appenzell oder Rapperswil Jona, und freuten sich sichtlich über die Begegnungen und den Austausch. «Der Anlass mit dem gemeinsamen Zusammensein ist einfach etwas sehr Schönes. Der Tag ist ein Highlight», sagte Schwester Hedwig von der Kongregation «Unserer Frau von der Liebe des Guten Hirten» aus Altstätten am Morgen beim Eintreffen, und sprach damit wohl vielen aus der Seele.
Sich auf das Wesentliche beschränken
Die Ordensleute hatten einen vollen Zeitplan. Nach einer Begrüssung mit Kaffee gab Abt Vinzenz Wohlwend von der Zisterzienserabtei Mehrerau einen ersten von zwei Impulsen. Der 2. Impuls folgte am Nachmittag nach angeregten Gesprächen beim gemeinsamen Mittagessen im Pfalzkeller St.Gallen. Unter dem Motto «Es gibt kein schlechtes Wetter nur schlechte Kleidung. Unser Leben als Pilgerschaft» berichtete Abt Vinzenz Wohlwend von eigenen Wandererfahrungen, durchleuchtete die Regel des heiligen Benedikts und schlug immer wieder die Brücke zum Leben in einer geistlichen Gemeinschaft. Eine Reiseplanung und die Frage, wohin man will, seien unerlässlich, sagte Abt Vinzenz Wohlwend zu Beginn. Wir alle seien unterwegs als Pilger der Hoffnung. Er nahm damit Bezug auf das Motto des Heiligen Jahres. Für die Zuhörenden hatte er, ein ehemaliger Pfadfinder, auch sogleich Tipps parat: «Wer unterwegs ist, sollte sich aufs Wesentliche beschränken.» Durch ihren Lebensentwurf seien die Ordensleute angehalten, sich auf das Wesentliche zu beschränken. «Schau, was du mitträgst und investiere in das, was dein Leben ausmacht», sagte Abt Vinzenz Wohlwend. Es sei wichtig, den Rucksack dann und wann zu hinterfragen und auszumisten. Alle Orden und Gemeinschaften seien anders. «Was aber alle gemeinsam haben, ist die Herausforderung, das Ideal der Gründer zu 'verheutigen'.» Es sei daher wichtig, offen zu sein und die Menschen verstehen zu wollen. «Wie oft tragen wir in unserem Ordensleben viele 'Altlasten' mit», so Abt Vinzenz Wohlwend. Sowohl für Wanderungen wie für das Ordensleben gelte: «Prüft alles und das Gute bewahrt.»
Ein gemeinsamer Weg
Abt Vinzenz Wohlwend verstand es in seiner gewohnt freundlichen und sympathischen Art, die Zuhörerinnen und Zuhörer mit persönlichen (Pilger-)Erfahrungen und Episoden aus seiner Lebensgeschichte zu unterhalten. Seine Ausführungen wurden immer wieder mit einem Schmunzeln im Publikum quittiert. Beim Pilgern gehe es auch immer um das Miteinander, sagte der Referent weiter. «Auf unseren Wegen brauchen wir immer wieder Unterstützung und Menschen, die behilflich sind.» Das bedürfe Teamfähigkeit, ein Einlassen auf die Mitbrüder und Mitschwestern. «Wir müssen uns klar werden, dass wir Weggemeinschaften sind. Dass ich mit den anderen mitgehe.» Als Pilger sei man nie alleine unterwegs, auch Christus gehe mit.
Für die musikalische Umrahmung des Treffens der Ordensleute sorgte in diesem Jahr die junge Schwester Elisabeth vom Kloster Leiden Christi mit ihren schönen Harfenklängen. Den feierlichen Abschluss des Tages bildete am Nachmittag der Gottesdienst in der Kathedrale St.Gallen, in dem auch Bischof Markus Büchel anmerkte, er müsse künftig wohl Ballast abwerfen. «Auch wenn es nicht immer einfach ist, Liebgewonnenes zurückzulassen.»