Die Rolle der Pfarreiräte in den Seelsorgeeinheiten wird immer wichtiger, sie sind weit mehr als lediglich eine Apéro-Gruppe. Das Pastoralamt des Bistums lud zu zwei Anlässen ein, vor allem für neue, aber auch für bewährte Mitglieder von Pfarreiräten (auf Pfarreiebene tätig) und Pastoralräten (auf Ebene Seelsorgeeinheit). Sie gestalten auf freiwilliger Basis zusammen mit den Hauptamtlichen die Seelsorge vor Ort.
Franz Kreissl, Pastoralamtsleiter, begann die Tagung mit einem geschichtlichen Rückblick bis zum II. Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965), das den Grundstein für eine viel stärkere Beteiligung von nicht-geweihten Kirchenmitgliedern und zu einem neuen Kirchenbild legte. Das Konzil machte eindeutige Aussagen über das Zusammenspiel von Hauptamtlichen und Freiwilligen im Aufbau der Kirche. Pfarrei- und Pastoralräte sind für den Bereich Pfarreileben/Seelsorge zuständig, Kirchenverwaltungsräte im staatskirchenrechtlichen Bereich für den sinnvollen Einsatz der Steuergelder um die pastoralen Aufgaben zu ermöglichen. Alle Getauften gemeinsam, unabhängig von ihrer Funktion und Aufgabe, sind zum Aufbau des Leibes Christi (der Kirche) aufgerufen.
Die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeitenden sinkt, Kirche vor Ort wird immer stärker geprägt von Freiwilligen. Sie leisten einen bedeutenden Beitrag, um die Kirche vor Ort lebendig zu halten. Auch der Zusammenschluss von Pfarreien in Seelsorgeeinheiten ist einerseits eine Folge der Entwicklung mit weniger hauptamtlichem Personal, andererseits sehr wertvoll, um Talente und Schwerpunkte der verschiedenen Berufsgruppen und Mitarbeitenden sinnvoll sowie der freiwillig Engagierten einzusetzen. Franz Kreissl betonte jedoch, dass die Pfarreien mit ihren je eigenen Traditionen erhalten bleiben. In den Seelsorgeeinheiten gebe es ergänzend viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit.
In einem Gruppenaustausch diskutierten die anwesenden Pfarreiräte darüber, was gut läuft, wo es Probleme gibt und sie notierten offene Fragen. Erfreulicherweise waren die positiven Rückmeldungen sehr gut vertreten, Stichworte dazu sind: Wertschätzung durch die Seelsorgenden, gute Zusammenarbeit im Pfarreirat und mit der Kirchenverwaltung, Verlässlichkeit oder ein gutes ökumenisches Zusammenspiel. Als herausfordernd wird beispielsweise die Suche nach neuen Ratsmitgliedern, die Integration von jungen Menschen oder in anderen Diskussionsrunden mangelnde Wertschätzung durch Seelsorgepersonal oder KVR notiert. Mehrmals genannt wurde die Frage nach Entschädigungen für freiwillige Arbeit. Wo hört sie auf und wann beginnt ein Pensum, dass nicht mehr ohne Lohn geleistet wird. Wie Ideen aus den einzelnen Seelsorgeeinheiten besser ausgetauscht werden können, war eine nächste Frage.
Der Austausch unter den Pfarreirats-Mitgliedern aus dem ganzen Bistum war interessant und hilfreich. Nach dem geselligen Teil beim Mittagessen waren alle zum «Markt der Möglichkeiten» eingeladen. Fachstellen, Vereine und Verbände stellten sich an Marktständen vor, darunter die Bistums-Fachstellen Diakonie (Caritas St.Gallen-Appenzell), Partnerschaft, Ehe, Familie (PEF), Jugendarbeit (DAJU) und die Arbeitsgruppe Kirche, Umwelt, Schöpfung. Vertreten war weiter die diözesane Kirchenmusikschule, der Frauenbund St.Gallen-Appenzell, das diözesane Bibelwerk und die Katholische Arbeiterbewegung (KAB). Voyage Partage stellte die Möglichkeit von Sozialeinsätzen im Ausland vor.
Mit einem besinnlichen Abschluss und einem grossen Dankeschön an alle, die sich in Pfarrei- und Pastoralräten engagieren, endeten die Tagungen in Wil und Buchs. Der gemeinsame Einsatz aller Getauften auf Augenhöhe, «Profis» und «Laien», ist unverzichtbar für das kirchliche Leben im Bistum St.Gallen. Papst Franziskus drückt das in seinem Pastoralschreiben Evangelii Gaudium so aus: «Die Laien sind schlicht die riesige Mehrheit des Gottesvolkes. In ihrem Dienst steht eine Minderheit der geweihten Amtsträger».