TÜBACH. Anfang April 2019 zogen die Kapuzinerinnen von St.Scholastika um ins St.Galler Kloster Notkersegg. Die Kräfte der sechs betagten Schwestern reichten nicht mehr aus, um das Kloster weiterzuführen. Künftig werden Schwestern der Familie Mariens im Kloster leben und arbeiten. Es entspricht dem ursprünglichen Zweck der Anlage, einer geistlichen Gemeinschaft Heimat zu geben. Die künftige Nutzung ist für alle Beteiligten ein Glücksfall.
Dass sich eine neue geistliche Gemeinschaft im Kloster Tübach ansiedelt, entspricht dem grössten Wunsch der Tübacher Kapuzinerinnen-Schwestern. Sie haben nun mit der Familie Mariens eine Absichtserklärung unterzeichnet, die Klosteranlage an sie zu übergeben. In einem gemeinsamen Projekt wird sorgfältig erarbeitet, auf welchem Rechtsweg und zu welchen Bedingungen dieser Übergang erfolgen soll. Unterstützt werden die Tübacher Kapuzinerinnen-Schwestern dabei von Klosterberater Peter Schönenberger und von Claudius Luterbacher, Kanzler des Bistums St.Gallen.
Nicht selbstverständlich
Die geistliche Betreuung der Gottesdienstgemeinde erfolgt schon seit längerem durch einen Priester der Familie Mariens. Bald werden aus der Familie Mariens mehrere Schwestern der Gemeinschaft ins Kloster ziehen. Der Aufenthalt ist provisorisch bis zum Abschluss des gemeinsamen Projektes vereinbart. Bei einem positiven Abschluss der Übergabevereinbarung wird die Neunutzung durch die Schwesterngemeinschaft definitiv. Nach rund 403 Jahren (1617 in Rorschach angesiedelt, seit 1905 in Tübach) hatten die Kapuzinerinnen von St.Scholastika im vergangenen Jahr ihr Kloster verlassen. Nun kehrt bereits wieder neues Leben ein, was ganz und gar nicht selbstverständlich ist in heutiger Zeit.
Gut eingelebt in St.Gallen
Die Kapuzinerinnen haben sich unterdessen sehr gut eingelebt auf der Notkersegg, sie leben dort weiterhin als Tübacher Gemeinschaft und zusammen mit den Kapuzinerinnen von Notkersegg. Sämtliche Kulturgüter wurden nach dem Umzug ausgelagert und die Anlage wird überwacht, eine Person wohnt bis zur Neunutzung im Kloster und erledigt die nötigsten Arbeiten. Die Erleichterung, dass dies kein Dauerzustand wird, ist bei den Tübacher Kapuzinerinnen-Schwestern gross. (BistumSG/sar.)
Ergänzung:
In Osteuropa gegründet
Die Familie Mariens wurde 1968 durch Bischof Paul Maria Hnilica SJ auf Wunsch von Papst Paul VI. gegründet mit dem Ziel, die verfolgte Kirche in Osteuropa zu unterstützen. Seit 1995 ist sie eine päpstlich anerkannte Gemeinschaft, die geprägt ist von der besonderen Verehrung der Gottesmutter Maria. Priesteramt, die Feier der Eucharistie und die Treue zum Papst sind zentral in der Spiritualität der Gemeinschaft. Rund 250 Mitglieder, darunter 61 Priester, gehören der Familie Mariens an, sie sind in verschiedensten kirchlichen Ämtern tätig, unter anderem in der Pfarreiseelsorge. Die Priesterausbildung erfolgt stets an den päpstlichen Universitäten in Rom.
Die Berufung der Apostolischen Schwestern in der Familie Mariens besteht im innersten Wesen darin, ihr Leben Gott hinzugeben. Sie tun dies vor allem dadurch, dass sie sich um ein tiefes Gebetsleben bemühen und die Priester in ihren Aufgaben unterstützen. Das Noviziat absolvieren alle Apostolischen Schwestern jeweils im Mutterhaus in der Slowakei, es umfasst mindestens drei Jahre, die der geistig-spirituellen Vertiefung sowie auch der praktisch-missionarischen Reifung dienen. Zur Gemeinschaft gehören zudem Missionshelferinnen und Brüder, die verschiedenste Aufgaben wahrnehmen.
Die Familie Mariens ist vor allem missionarisch tätig, ihr Wirkkreis beschränkt sich heute nicht mehr auf Osteuropa. In der Schweiz gibt es bisher eine Niederlassung im thurgauischen Eppishausen.
(BistumSG/sar.)