„Noch einmal den Anfang wagen in heutiger Zeit“, unter diesem Titel stand das Pastoralforum der Bistumsräte am 9. und 10. November im Bildungshaus Neu-Schönstatt, Quarten. Er deutet einen Neuanfang mit den neu gewählten Räten an und baut gleichzeitig auf der Arbeit der früheren Räte auf.
Immer zu Beginn einer Amtszeit diskutieren und setzen der Priesterrat, der Rat der hauptamtlichen Laienseelsorgenden sowie der Seelsorgerat (Mitglieder aus der Kirchenbasis) gemeinsam und im Gespräch mit dem Bischof und der Bistumsleitung Schwerpunkte für die künftige Ratsarbeit. Alle drei Räte sind Beratungsgremien des Bischofs von St. Gallen.
Zur Freude des Vorstandes konnte die Grundlage der bisherigen Arbeit in Form der neu herausgegebenen Broschüre mit den „Pastoralen Perspektiven und Grundhaltungen“ verteilt werden. Damit gibt sich das Bistum St. Gallen gleichsam ein Programm für die Seelsorge. Zu den wichtigsten Aussagen der Perspektiven gehört, dass die Verantwortlichen im Bistum St. Gallen den Wandel von Gesellschaft und Kirche nicht als Bedrohung sehen, sondern als Chance, um im Heute das Evangelium glaubhaft zu leben und zu verkündigen. Dazu gehört eine grundsätzlich dialogische Haltung, die offen ist für alle Menschen.
Vergewisserung des 2. Vatikanischen Konzils
Am Abend rief Prof. Walter Kirchschläger durch viele Zitate aus den Konzilsdokumenten und vor allem den Ansprachen von Papst Johannes XXIII. die Bedeutung des Konzils in seiner Zeit und für das Leben der Kirche heute wach. Besonders ein Satz aus der Eröffnungsansprache des Papstes liess aufhorchen: „Heutzutage zieht … sie (= die Kirche) es vor, eher das Heilmittel der Barmherzigkeit zu gebrauchen als das der Strenge. Sie ist davon überzeugt, dass es dem jetzt Geforderten besser entspricht, wenn sie die Triftigkeit (Begründbarkeit) ihrer Lehre nachweist als wenn sie eine Verurteilung ausspricht.“
Themen für die Zukunft
Als es am Samstag galt, die Themen der Ratsarbeit für die nächsten vier Jahre festzulegen war es, als ob die hoffnungsvolle Stimmung des Konzils in den Diskussionen nachklingen würde. Wichtige Fragen der nahen Zukunft werden sein: Welche Ressourcen (personell und finanziell) sollen für welche Art von Seelsorge eingesetzt werden? Wenn die Zukunft der Kirche noch mehr vom lebendigen Glauben aller Getauften abhängt, dann stellt sich die Frage: Was kann und muss die Kirche tun für die Freude am Glauben, für die Ausrüstung und Begleitung der Freiwilligen? Eine besondere Herausforderung ist in Zeiten der wachsenden pastoralen Räume (beispielsweise die Zusammenfassung von mehreren Pfarreien in Seelsorgeeinheiten) auch die Frage, wie lebendige Beziehungen und notwendige Ansprechbarkeit von Kirche und Glaubensgemeinschaft erhalten, wie die „Ortsgemeinschaften der Gläubigen“ (Lumen Gentium 26) Kirchen sein und bleiben können.
Dialogbereite Kirche
Grundsätzlicher Art ist der Wunsch nach einer positiven Darstellung von Kirche in der Öffentlichkeit. Die Mitglieder der Räte beschäftigen sich aus Betroffenheit und Sorge mit der Frage, wie die einladende und dialogbereite Kirche, die sich öffnet und nicht ausschliesst, die ermutigt, allenfalls ermahnt, aber sicher nicht denunziert, Stimme und Gehör bei den Menschen in und ausserhalb der Kirche finden kann. Der neue Anfang, den die Räte im Bistum St. Gallen miteinander wagen, dient der Fortführung des Weges, den die Kirche des Hl. Gallus schon lange eingeschlagen hat: Es ist der Weg als Volk Gottes – für die Menschen, nicht gegen sie. (fk/sr)
Die Broschüre „Pastorale Perspektiven und Grundhaltungen“ kann in der Bischöflichen Kanzlei bestellt werden: kanzlei[at]bistum-stgallen.ch
Sabine Rüthemann, Kommunikationsstelle Bistum St. Gallen, 071 227 33 65