Komplexe Aufgaben, engagiertes Personal
Bereichernde Erfahrungen für den Bischof in verschiedenen Institutionen
Bischof Markus Büchel besuchte im vergangenen Jahr der Barmherzigkeit mehrere Institutionen, in denen Menschen in besonderen Situationen leben: ein Pflegeheim für Ordensfrauen mit Behindertenheim, ein Gemeinde-Pflegezentrum, eine Strafanstalt und zwei Flüchtlingsinstitutionen. Der Bischof war beeindruckt von der Komplexität der Aufgaben und der engagierten Arbeit der Mitarbeitenden.
Erste Station war das Wohnheim St.Josef in Weesen. Hier leben körperlich und geistig behinderte Frauen. Gleichzeitig gibt es eine Pflegestation für betagte Schönstätter-Marienschwestern. Diese Quartener Gemeinschaft hat das Heim 1946 übernommen. Nach einigen Veränderungen, die gleichzeitig geprägt waren von der Spiritualität und der tatkräftigen Arbeit der Schwestern, ist die Trägerschaft in einen politisch wie konfessionell neutralen Verein übergegangen. In seinem Vorstand sind die Schönstätter-Schwestern aber weiter gut vertreten. Bischof Markus Büchel besuchte im Wohnheim die betagten Ordensfrauen ebenso wie die verschiedenen Bereiche der Abteilung für behinderte Frauen. 2012 wurde die Anlage komplett umgebaut. Die Frauen finden hier ein lebenslanges Daheim, Beschäftigung je nach Möglichkeiten und professionelle 24-Stunden-Betreuung. Ein Gottesdienst und ein Austausch mit den Mitarbeitenden rundeten den eindrücklichen Besuch in Weesen ab. Der Bischof war berührt von der Sorgfalt des Personals und seinem wertschätzenden Umgang mit allen Bewohnerinnen. Ebenso vom zukunftsweisenden Konzept mit Pflegeabteilung, das den Menschen ein Daheim auf Lebzeiten ermöglicht.
Im Pflegezentrum
Im Pflegezentrum Uznach wurde zum Auftakt Gottesdienst gefeiert. Danach besuchte der Bischof bettlägerige Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht mehr in der Kapelle teilnehmen konnten. Eindrücklich war das gemeinsame Sprechen von bekannten Gebeten mit den Betagten, die teils aus sprachmotorischen Gründen grosse Mühe bekundeten, aber sehr gerne so gut es ging mitbeteten. Während dem Mittagessen gab es weitere persönliche Begegnungen mit Pensionären wie mit Angestellten. Zum Schluss sang der Bischof mit einigen Musikliebhabern unter den Bewohnerinnen und Bewohnern des Pflegezentrums noch fröhliche Volkslieder.
Hinter Gittern
Die nächsten drei Stationen waren teils auch vom Thema Flucht und Asyl geprägt. In der Strafanstalt Gmünden gibt es zum offenen und geschlossenen Strafvollzug eine Abteilung Ausschaffungshaft. Hier war auch der Gefängnisseelsorger mit dem Bischof unterwegs, hinter verschlossenen Türen gab es Gespräche mit Insassen, Konfession oder Religion spielten keine Rolle. Wer wollte, sprach mit Bischof Markus Büchel. So hält es auch der Gefängnisseelsorger, der beispielsweise in Zeiten des muslimischen Ramadan ganz selbstverständlich Tabellen mit Gebetszeiten verteilt. Im Gespräch mit dem Personal wurde deutlich, dass der Respekt vor dem Gefängnispersonal deutlich weniger geworden ist, die Aufgaben dadurch deutlich schwierigiger.
Asylsuchende Minderjährige
Im Zentrum für Asylsuchende Thurhof stiess der Bischof auf eine Umbruchsituation. Seit 1999 waren hier unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht, zum Zeitpunkt des Besuches im Oktober 133 Kinder und Jugendliche, die jüngsten 11 Jahre alt. Schule, Therapie und sehr intensive Betreuung sind hier besonders wichtig. Denn 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen erreichen das Zentrum traumatisiert. Ab Oktober ging die Verantwortung für die jungen Flüchtlinge vom Kanton an die Gemeinden, ihre „Umverteilung“ in die Marienburg ist von politischer Seite beschlossen worden. Die Mitarbeitenden im Thurhof zeigten sich erstaunt bis befremdet über diesen Entscheid. Sie befürchten,dass langjährigens know how verloren gehen könnte. Ab 2017 wird der Thurhof vermehrt Familien beherbergen, das Personal ist weiter gefordert und sicher auch für diese Arbeit motiviert.
Kochen, Essen, Schule
Der letzte Pastoralbesuch führte den Bischof ins Solihaus, das Flüchtlingen eine Tagesstruktur anbietet. Gemeinsames Kochen, Essen, Ämtli erledigen, die mit Essensgutscheinen belohnt werden, Beratung in vielen Bereichen und Deutschkurse sind Pfeiler dieser wichtigen Arbeit, die von unzähligen Ehrenamtlichen und Spendern ermöglicht wird. Täglich gibt es im Solihaus Gerichte aus einer anderen Nation, ein Stück Heimat für den Gaumen. Und zusätzlich ganz praktische Hilfe, bei der Stellensuche zum Beispiel, beim Ausfüllen von Formularen oder im Asylverfahren. Wer im Solihaus auf Besuch ist spürt blühendes Leben, wichtige Gemeinschaft für die Menschen aus aller Welt, auch Heimweh und Verzweiflung über die immer wieder scheiternde Arbeitssuche. Fast nebenan, im alten Schulhaus St.Fiden, besuchen über 360 Männer und Frauen Deutschkurse bei ehrenamtlichen Lehrerinnen und Lehrern. Auch der Bischof wurde mit dem Spiel „Peter sucht Paul“ – hier werden spielerisch Zahlen gelernt - herausgefordert zu höchster Konzentration.
Alle Besuche waren für Bischof Markus Büchel eindrücklich, erfreulich und teils auch bedrückend. Dem Engagement der Mitarbeitenden brachte er grossen Respekt und Wertschätzung entgegen. Für die Bewohnerinnen und Bewohner war er für eine Zeit einfach da, als Mensch, der sehr leicht in Kontakt kommt mit anderen Menschen und sich interessiert dafür, wie sie leben und wie es ihnen geht.