Zweimal Ewige Profess zu feiern ist heute für ein Kloster ein ausserordentliches Ereignis. Sr. M. Chiara Hedwig Eicher (46) und Sr. M. Elisabeth Pustelnik (25) legten am Samstag vor der Schwesterngemeinschaft, dem Bischof und einer grossen Festgemeinde die Ewigen Gelübde ab. Sie versprachen, für den Rest ihres Lebens Christus nachzufolgen und in der Gemeinschaft der Kapuzinerinnen im Jakobsbad zu leben.
Schon eine Stunde vor der grossen Feier war die Vorfreude und leise Aufregung zu spüren. Die Klosterkirche konnte kaum alle Mitfeiernden fassen. Aus Bad Salzuflen in Norddeutschland waren Verwandte von Sr. M. Elisabeth rund 800 Kilometer weit angereist. Vor rund sechs Jahren, kurz nach dem Abitur, hatte sie diese Reise erstmals mit ihrem Vater gemacht, auf das Kloster war sie durch Surfen im Internet aufmerksam geworden. Nach einigen Besuchen war der Entscheid im Appenzellerland zu bleiben gefallen. Heute hat die junge Frau verschiedene Aufgaben im Kloster wie die Mithilfe in der Betreuung betagter Mitschwestern, Sakristanendienst , Arbeiten in der Apotheke, und sie absolviert eine Ausbildung zur Katechetin. Aus einer Wattwiler Familie mit 13 Kindern stammt Sr. M. Chiara Hedwig, ihre Verwandten waren folglich in grosser Zahl anwesend. Vor dem Eintritt ins Kloster war die Toggenburgerin Floristin und Pfarreisekretärin, vor dem Klostereintritt pflegte sie zudem mehrere Jahre ihre mittlerweile verstorbene Mutter. In Wattwil war sie eng mit dem Kloster Maria der Engel verbunden und mit Sr. M. Antonia, die nach dessen Aufhebung nach Jakobsbad zog. Sr. M. Chiara lernt Orgel spielen, arbeitet im Garten, teils in der Küche, in der Kerzenwerkstatt und versorgt die Tiere, darunter auch Dackel Leander, den sie ins Kloster mitnahm. Die Tage der Schwesterngemeinschaft folgen einem klaren Rhythmus von Gebet, Arbeit und Freizeit.
Ein langer Weg
Hinter beiden Frauen liegt ein rund sechsjähriger Weg im seit 165 Jahren bestehenden Appenzeller Kloster. Begleitet von Frau Mutter Sr. Mirjam Huber, Noviziatsleiterin Sr. M. Rita Herdova, Spiritual Max Fischer und weiteren sechs Mitschwestern vergingen nach der „Verlobung“ – der Zeitlichen Profess im Jahr 2014 - noch einmal drei „Probejahre“. „Hochs und Tiefs gehörten dazu“, erzählt Frau Mutter Sr. M. Mirjam. „Aber beide Schwestern zweifelten nie ernsthaft an ihrer Berufung“. So folgte am Samstag der „Bund mit Gott“, die Ewige Profess. Wie an einer Hochzeit war die ganze Gottesdienstgemeinde von Freude erfüllt und als äusserliches Zeichen trugen die beiden „Bräute“ weisse Bänder und Blumen am Ordenskleid und an ihren schwarzen Schleiern.
Die Professfeier
Vor neun mitfeiernder Priester, der Schwesterngemeinschaft und allen Gläubigen in der Kirche befragte Bischof Markus Büchel die zwei Kapuzinerinnen zu ihrer Bereitschaft, sich noch enger an Gott zu binden, ein Leben in Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam zu führen und den Weisungen des Evangeliums zu folgen. Zur Allerheiligenlitanei legten sich Sr. M. Chiara und Sr. M. Elisabeth vor dem Hochaltar nieder. Darauf verlasen beide das handschriftlich festgehaltene und signierte Professversprechen, der Bischof sprach anschliessend das Segensgebet über sie. Anschliessend übergab Frau Mutter Sr. Mirjam ihnen die Professzeichen, einen Ring, ein Kreuz und das rote Zingulum (Gurt-Kordel) der Kapuzinerinnen vom Heiligen Blut Christi.
Nicht selbstverständlich
In seiner Predigt sagte Bischof Markus Büchel, dass mancher Konvent das Kloster Leiden Christi um dieses Hochfest beneide. „Einem Kloster Zukunft zuzusprechen ist ein Segen, unsere Klöster haben eine sehr wichtige Bedeutung in der Seelsorge“, betonte der Bischof, der schon mehrmals die Erfahrung von Klosteraufhebungen machen musste. Dass zwei junge Frauen mit ganz unterschiedlichen Biografien sich für immer an Christus und die Gemeinschaft binden, ist ganz und gar nicht selbstverständlich. Bischof Markus Büchel dankte allen, die Sr. M. Chiara und Sr. M. Elisabeth auf ihrem Weg begleitet haben ganz herzlich, speziell ihren Familien und Freunden sowie der Schwesterngemeinschaft des Klosters Leiden Christi. „Die Menschen brauchen Euer Zeugnis, Menschen, die den Glauben nicht nur bekennen, sondern mit ihrem ganzen Dasein leben“, sagte der Bischof zu den beiden Profess-Feiernden.
Nach der Eucharistiefeier und dem Schlusssegen waren alle zum Apéro in den Gästesaal eingeladen. Vor Sr. M. Chiara und Sr. M. Elisabeth bildeten sich Schlangen von Gratulantinnen und Gratulanten. Umarmungen, Segenswünsche, lachende Gesichter prägten die nächste Stunde. Die geladenen Gäste trafen sich anschliessend zum Mittagessen im Konvent, das von Musik und verschiedenen Produktionen begleitet war, wie an jeder Hochzeit, und mittendrin Sr. M. Chiara und Sr. M. Elisabeth, deren Strahlen gar keinen Zweifel daran liess, dass sie ihren Weg gefunden haben.