ABTWIL. Wie kann der ökologische Fussabdruck der Kirche konkret reduziert werden? Und was sagt uns die Schöpfungsgeschichte zur Sorge um das gemeinsame Haus – den Planeten Erde? Andreas Frei, Zürich, Mitarbeiter bei oeku – Kirche und Umwelt - begleitet seit mehreren Jahren Pfarreien und Kirchgemeinden auf dem Weg zu einem besseren Umweltmanagement. Er gestaltete die Impulsveranstaltung 2020 des Bistums St.Gallen in Zusammenarbeit mit LOS (Kirche im Lebensraum St.Gallen).
In einem ersten Themenblock mutete Andreas Frei den rund 100 Teilnehmenden aus den Bereichen Seelsorge, aus Kirchenverwaltungs- oder Pfarreiräten einiges zu an höchst besorgniserregenden Fakten zum Thema Umweltzerstörung. Er sprach vom Klimawandel, der sich nicht mehr mit natürlichen Phänomenen erklären lässt, über das dramatische Verschwinden der Insekten durch Pestizide und fehlende Biodiversität oder den immer noch viel zu grossen Ausstoss von umweltschädlichen Gasen wie CO2 (fossile Energien) oder Methan (intensive Landwirtschaft). Würden alle Menschen so leben wie Schweizerinnen und Schweizer, bräuchte es rund 3,1 Mal die Erde. Anders ausgedrückt: in unserem Land war der Erschöpfungstag 2020, an dem die vorhandenen Ressourcen für ein Jahr aufgebraucht sind, bereits am 7. Mai.
Noch etwas Hoffnung
Der Theologe liess den Zuhörenden trotz allem etwas Hoffnung darauf, dass es noch nicht zu spät ist, durch einen nachhaltigeren Lebensstil eine Kehrtwende zu schaffen. Andreas Frei erwähnte in seinen Impulsreferaten immer wieder die Umweltenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus, die 2015 vor dem grossen Klimagipfel in Paris erschienen war. Nie zuvor hatte ein Papst mit so deutlichen Worten die rücksichtslose Ausbeutung des Planeten angeprangert und in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft durch Zahlen und Fakten belegt. Ebenso deutlich beschrieb er, dass die Ausbeutung der Erde durch Grosskonzerne einhergeht mit Armut und Hunger in vielen Regionen der Welt. Wie der Referent betont auch der Pontifex: „Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen“.
Nichts Fakultatives
In seinem zweiten, theologischen Impuls forderte Andreas Frei auf, sich vorzustellen, was Jesus heute tun würde. Die Umweltkrise kann nur durch eine tiefe, innere Umkehr angegangen werden, Christinnen und Christen sind berufen dazu, das wunderbare Schöpfungswerk Gottes zu beschützen. Papst Franziskus betont in seiner Enzyklika, dass dies wesentlich zu einem tugendhaften Leben gehöre und nicht etwas Fakultatives oder lediglich ein sekundärer Aspekt der christlichen Erfahrung sei.
Jeder und jede gefordert
Die konkrete Umsetzung einer ökologischeren Kirche war Thema des dritten Impulsreferates. Andreas Frei zeigte Beispiele von Pfarreien auf, die durch den Umstieg auf erneuerbare Energien Tonnen weniger CO2-Ausstoss verursachen. Er regte an, ökologisches Handeln für Legislaturziele und Leitbilder einfliessen zu lassen, in Pfarreien und Kirchgemeinden ein Ressort Umwelt zu schaffen und bei umweltpolitischen Prozessen Stellung zu nehmen.
Der allererste Schritt ist aber, dass jeder und jede bei sich selber beginnt. Ein Teilnehmer nannte ein ganz praktisches Beispiel betreffend Trinkwasserverbrauch in Zeiten von Corona: Hände waschen in „Vater Unser-Dauer“, Wasser jedoch nur am Anfang und am Schluss des Gebetes laufen lassen. So fliessen viele Hektoliter Trinkwasser weniger direkt vom Wasserhahn in die Kanalisation. Ein kleiner Trick mit grosser Wirkung. Viele weitere Ideen lassen sich umsetzen. Andreas Frei schloss dazu passend mit einem afrikanischen Sprichwort: „Viele kleine Dinge, die viele kleine Leuten, an vielen kleinen Orten tun, werden das Angesicht der Erde verändern“.
Laudato si – vielfältig aufgenommen
Papst Franziskus hat von Mai 2020 – bis Mai 2021 ein Laudato si-Jahr ausgerufen. Ziel ist, die bekannte Umweltenzyklika bekannter zu machen und den Schutz der Schöpfung auf vielen Ebenen voranzutreiben. Vieles passiert bereits an guten Initiativen, im Bistum St.Gallen ist als zusätzliche Unterstützung eine Arbeitsgruppe mit Vertretungen der pastoralen wie staatskirchenrechtlichen Seite an der Arbeit. Hauptziel ist, das Thema Ökologie fest und mit guten praktischen Tipps und Hilfestellungen in der Pastoral des Bistums wie in den Aufgaben der Kirchgemeinden zu verankern. Das kirchliche Zertifizierungsverfahren „Grüner Güggel“ wird aktuell in mehreren Pfarreien des Bistums angestrebt. (BistumSG/sar.)