Nach zehn Jahren Mitarbeit im Pastoralamt Bistum St.Gallen, Abteilung Pastorale Entwicklung und Beratung, wechselt Damian Kaeser-Casutt per 1. Januar ins Bistum Basel. Das Unterwegssein mit den Menschen, den Pastoralteams, den vielen Freiwilligen, bleibt ihm speziell wichtig. Und der Dialog und die Zusammenarbeit aller «Kirchenleute» auf Augenhöhe. Daraus wuchs im Bistum St.Gallen ein neues Kirchenbild, dass sich zusätzlich manifestierte im Projekt und im Namen «Neuland».
Damian Kaesers Aufgaben haben sich verändert und entwickelt. Anfangs trieb er die Errichtung der Seelsorgeeinheiten voran. «Als ich meine Stelle antrat war erst die Hälfte der 33 Seelsorgeeinheiten errichtet, bis 2015 war der Prozess abgeschlossen», erzählt er. Parallel dazu galt es, die inhaltliche Entwicklung der Seelsorgeeinheiten und der Teams, zusammen mit dem kollegialen Führungsmodell, voranzubringen.
Erfahrung im dualen System
Damian Kaeser brachte als Religionspädagoge mit Weiterbildungen als Organisationsberater, Supervisor/Coach und mit einem Zusatzlehrgang Management von Ehrenamtlichen beste Voraussetzungen mit für diese Aufgabe. «Und als ehemaliger Kirchenratspräsident von Speicher kennt er in unserem dualen System beide Seiten», sagt sein Vorgesetzter, Pastoralamtsleiter Franz Kreissl. Damian Kaeser habe, wenn auch mit Schwerpunkt auf pastoraler Seite, stets ein gutes Verständnis für das Ganze gehabt. Er habe sich unter anderem auch sehr verdient gemacht um Anstellungsverträge oder Arbeitszeitmodelle als Aufgaben der staatskirchenrechtlichen Seite.
Die Zusammenarbeit in Seelsorgeeinheiten ist herausfordernd. Damian Kaeser war beauftragt, ein Organisationsberatungsteam aufzubauen und die Konzeptarbeit voranzutreiben. Teams von deren Notwendigkeit und Nutzen zu überzeugen war nicht immer einfach und doch merkten viele, dass Konzepte wie Beratung die Zusammenarbeit und die Organisation aller Seelsorgeaufgaben erleichterten. Mit Menschen unterwegs zu sein kann auch Konflikte bedeuten, beispielsweise in Seelsorgeeinheiten. «Ich habe eine gute Psychohygiene, kann das im Büro lassen und bin nicht im Privatleben damit belastet», sagt Damian Kaeser. Konflikte gehören für ihn dazu, wenn Menschen zusammenarbeiten.
Team ist gewachsen
Die Zusammenarbeit im Pastoralamt des Bistums musste mit der Zeit vermehrt koordiniert werden. Bei Amtsantritt bildeten Pastoralamtsleiter Franz Kreissl und Damian Kaeser ein Zweierteam. Dann kam Hildegard Aepli (Spiritualität und Bildung) dazu, etwas später wurde das Amt für Religionspädagik/Katechese mit Maria Blittersdorf und Filippo Niederer dem Pastoralamt zugeordnet. Christiane Schubert (Weltkirche/Ökumene) komplettiert seit 2018 das mittlerweile sechsköpfige Team. «Wir mussten uns neu organisieren, von bilateralen, spontanen Absprachen zur Organisation des Pastoralamts-Teams», erzählt Damian Kaeser. Das sei aber auch eine Chance gewesen, mehr Ideen und mehr Mitdenken zu ermöglichen. Es gab in den vergangenen Jahren viele Herausforderungen, die mit gegenseitige Unterstützung bewältigt wurden, ERG Kirche/Schule nahm beispielsweise viel Raum ein. Das Thema Migration oder interreligiöser Dialog konnten durch die Vergrösserung des Pastoralamtes besser begleitet werden, dank der laudato si-Gruppe ist Thema Ökologie in den Fokus genommen worden.
Kernthema Synodalität
Synodalität hat sich durch alle Tätigkeiten von Damian Kaeser gezogen. Er hat viel gearbeitet für diözesanen Räte und die Pfarreiräte, das jährliche Pastoralforum, faktisch schon länger bestehende synodale Strukturen im Bistum St.Gallen. Entstanden sind in «seiner» Zeit der Leitfaden Freiwilligenarbeit, die Pfarreirats Updates oder ein neues Rahmenstatut der Pfarrei-, Pastoral- und Ressorträte. «Es gab einen eigentlichen Paradigmenwechsel von beratenden zu mitentscheidenden Räten», sagt Damian Kaeser. Dialog und Zusammenarbeit auf Augenhöhe, das hatte er stets vor Augen. Das Bistum St.Gallen ist hier auf einem guten Weg, es gibt mehr Pfarreiräte als in anderen Diözesen, der Kontakt mit allen Pfarreien ist bedingt durch die Kleinräumigkeit in nur drei Bistumskantonen gut möglich.
Ein Meilenstein war Neuland, neue Formen des Engagements Freiwilliger zur Gestaltung der Pastoral in der Pfarrei, zum Austausch und zur Kooperation. Hauptamtlich Seelsorgende unterstützen dieses Engagement durch Begleitung, Beratung und Bildung der freiwillig Tätigen. Durch den Wechsel von Damian Kaeser ist dieses Projekt etwas ausgebremst, das Anliegen, die Frage wie Getaufte mehr Mitverantwortung übernehmen, bleibt zentrales Anliegen. Im Zusammenhang mit dem Stellenwechsel wurden Begegnungs- und Dialogveranstaltungen zwar abgesagt, im Nachhinein ist das gar nicht so schlimm. Denn es hätte zeitliche Überschneidung mit dem weltkirchlichen synodalen Prozess und der Umfrage www.wir-sind-ohr.ch gegeben.
Ehrlich und nicht konfliktscheu
Pastoralamtsleiter Franz Kreissl lobt die Zusammenarbeit mit Damian Kaeser in allen Bereichen, es gäbe noch viele abgeschlossene und laufende Aufgaben aufzuzählen. Als Mensch sei er offen, ehrlich, zuverlässig, interessiert, kritisch, mutig und nicht konfliktscheu. «Kein Thema, das man mit ihm nicht ansprechen kann», fasst der Pastoralamtsleiter zusammen. Sein Interesse an neuen Entwicklungen habe ihn immer beeindruckt. Nicht zuletzt sei er auch ein Kollege, mit dem er auch gerne gefeiert und frohe, gemütliche Momente verbracht habe. Gibt es künftig auch eine vermehrte Zusammenarbeit mit dem Bistum Basel? Das sei nicht eigentlich geplant, könne sich aber dort wo es sinnvoll ist ergeben.
Inhaltlich vergleichbare Aufgaben
Damian Kaesers Tätigkeitsfeld im Bistum Basel ist inhaltlich vergleichbar mit der im Bistum St.Gallen, allerdings in einem viel grösseren geografischen Gebiet mit zehn Kantonen. Die Aufgaben sind nicht in Regionen eingeteilt, sondern thematisch. Das Team ist jedoch mit vier Personen und einer Sekretärin erstaunlicherweise kleiner als im kleinen Bistum St.Gallen. Es gibt aber weitere Abteilungen wie einen Bildungsbeauftragten, der nicht wie in St.Gallen dem Pastoralamt angeschlossen ist. Die Fragen bleiben hier und dort dieselben: wie hat die Kirche eine Zukunft? Und was kann die Bistumsleitung zusammen mit den Menschen tun, damit Kirche lebendig bleibt? Damian Kaeser wird wieder mit Räten arbeiten, die Entwicklung der Pastoralräume begleiten und für den Bereich Jugend zuständig sein. «Back to the roots», sagt er als «alter» Jungwächtler und ehemaliger Stellenleiter der akj (Arbeitsstelle kirchliche Jugendarbeit) in St.Gallen
Etwas Wehmut ist dabei
Der Wechsel bedeutet ein Pendlerleben ab 1. Januar 2022, die Familie mit Frau und vier erwachsenen Kindern bleibt in Speicher. Jeweils von Montagmorgen bis Donnerstagabend lebt Damian Kaeser in Solothurn, die Wohnung ist gemietet, die Möbel ausgewählt. «Es ist ein neuer Abschnitt, eine Art des sich neu Erfindens», sagt er. Etwas Wehmut begleitet ihn schon, auch Respekt, aber vor allem Freude auf den neuen Lebensabschnitt ist im anzumerken.
2022 hätte Damian Kaeser 30 Jahre im Bistum St.Gallen gearbeitet. Für ihn ist klar, dass in gewissen Funktionen Wechsel hilfreich sind, um das System Kirche lebendig zu erhalten. Pastoralamtsleiter Franz Kreissl und die Mitarbeitenden im Ordinariat werden ihn vermissen. «Aber es ist verständlich, dass Damian diesen Schritt macht, wir werden sicher in Verbindung bleiben», betont Franz Kreissl.