An dem Ort, an dem vor 50 Jahren die Synode 72 begann, im Pfarreizentrum Wil, begrüsste Pastoralamtsleiter Franz Kreissl die Mitglieder des Seelsorgerates zur traditionellen Frühjahrstagung im Mai. Hauptthema waren Inputs und Austausch zum Thema synodale Haltungen in der Kirche und die Rolle jeder und jedes Einzelnen in einer synodalen Kirche. Der Seelsorgerat ist vergleichbar mit einem Pfarreirat, der auf Bistumsebene arbeitet.
Eugen Trost, Theologe, Dozent für kirchliche Jugendarbeit am Religionspädagogischen Institut Luzern RPI führte mit (Mitmach-)Impulsen durch das Thema. Er erzählte aus seinen Erfahrungen mit der Synode 72, die er als Jugendlicher als sehr spannend erlebt hatte. Statt ein langes Referat zu halten, lud Eugen Trost die Seelsorgeräte aus allen Regionen des Bistums ein, mitzudenken und mitzudiskutieren. «Schon das ist eine synodale Haltung», betonte er. Ungewohnt sind synodale Prozesse für die Seelsorgerätinnen und Seelsorgeräte nicht. Denn im Bistum St.Gallen wird Synodalität schon länger gelebt, selbstverständlich bleibt aber hier und vor allem weltkirchlich noch viel zu tun. «Papst Franziskus hat diesen Prozess erfreulicherweise seit Beginn seines Pontifikates angestossen», betonte Eugen Trost. Er sei überzeugt, dass er sich ehrlich eine synodalere Kirche wünsche. «Es ist sein Bekenntnis dafür, dass alle Katholikinnen und Katholiken miteinander Kirche sind».
Partizipation mit Verantwortung
Der Aargauer Theologe animierte zu verschiedenen Diskussionsrunden und zum Austausch über wesentliche Themen. Was genau heisst Synodalität? Wieso wollen wir sie überhaupt? Manche der Antworten gingen in dieselbe Richtung. Auf Augenhöhe miteinander Kirche leben und gestalten, Partizipation mit Verantwortung und Einsatz. Aber: wir sind eine hierarchische Kirche, das «schleckt kei Geiss weg» war an einem Tisch zu hören. Die Diskussion über Strukturen muss geführt werden. Aber: wir gehören zusammen und möchten das auch leben. Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Zuhörens, in dem Bewusstsein, dass Zuhören mehr ist als Hören. Es ist ein wechselseitiges Anhören, bei dem jeder/jede etwas zu lernen hat, das gläubige Volk, das Bischofskollegium, der Bischof von Rom. Das ist eine ständige Aufgabe und wahrgenommen werden einzelne Stimmen, wenn alle einander zuhören und sich schliesslich ihre eigene Meinung bilden können.
Vernetzung in die Regionen
Diskutiert wurde zudem über die Aufgabe der Seelsorgeräte als Vertretungen der einzelnen Regionen. Wen vertreten wir? Wem gegenüber sind wir in der Pflicht? Wie sollen wir wen einbeziehen in Entscheidungsprozesse? Während in manchen Seelsorgeeinheiten ein institutionalisierter Austausch über die Arbeit und Entscheidungen im Seelsorgerat stattfindet, ist das in anderen Regionen noch ausbaufähig und wird stetig verbessert.
Fokus auf die Zukunft
Eine Diskussionsrunde führt auch zu Prinzipien die Haltungen, die synodales Arbeiten unterstützen. Der Fokus soll auf der Zukunft liegen, Blockaden wegen Themen, die momentan nicht verändert werden können sollen vermieden werden. Die Kirche hat zudem einen Platz in der Gesellschaft, sie ist als Organisation keine Insel. «Das ganze System Kirche soll auch auf diesen Aspekt hin untersucht werden», sagte Eugen Trost. Er regte an, in Pfarreien und Seelsorgeeinheiten selbstgesteuerte Gruppen zu bilden und Massnahmen zu planen und vorzustellen, wenn darüber ein Konsens erreicht wird. Diese Aussagen unterstrich auch Franz Kreissl, Pastoralamtsleiter: «Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Zuhörens, in dem Bewusstsein, dass Zuhören mehr ist als Hören». Es sei ein wechselseitiges Anhören, bei dem jeder/jede etwas zu lernen habe, das gläubige Volk, das Bischofskollegium, der Bischof von Rom.
Unterschiedlichkeit zulassen
Bischof Markus Büchel dankte allen dafür, «dass das Wort Synode lebt und wir es leben». Er erinnerte sich in seinem Wort an die Seelsorgeräte an die Synode 72 und zeigte sich sichtlich erfreut, dass Synodalität heute durch Papst Franziskus gefördert wird. «Der Papst will zuhören, von unten her fragen was die Menschen wollen, er bezieht das Volk Gottes in diesen Prozess ein, nicht allein die Bischofskollegien beispielsweise. Dass die Kulturen und die Probleme sehr unterschiedlich sind, ist dabei eine grosse Herausforderung. Auch Eugen Trost hatte dies angesprochen, es muss mehr Unterschiedlichkeit möglich sein in Kirchen von Ländern und Kontinenten als bisher. Im deutschsprachigen Raum beispielsweise gibt es andere Bedürfnisse als beispielsweise in Afrika oder Asien. «In allen Unterschieden gemeinsam Kirche sein, das ist die Herausforderung und das ist sehr komplex», sagte Markus Büchel. «Wir leisten auf diesem Weg jetzt unseren Beitrag, doch warum machen wir das?». Der Bischof sagt es so: «Wir möchten den Menschen aus dem Glauben heraus Freude am Leben schenken in dem wir aus unseren Wurzeln heraus zu leben und arbeiten, Jesu Botschaft, das gemeinsame Vorangehen und das hören aufeinander sind uns Massgabe».
In der kommenden Woche tagt der Priesterrat und der Rat der (Laien-)Seelsorgenden ebenfalls zum Thema.