Festgottesdienst zum Gallustag in der Kathedrale
Im Pontifikalamt am Gallustag vom Mittwoch, 16. Oktober, war die Kathedrale von St. Gallen wie jedes Jahr bis auf den letzten Platz besetzt. Paul Vollmar, em. Weihbischof (Bistum Chur) hielt die Festpredigt zum Thema Gewissen und zur Lebensaufgabe jedes einzelnen Menschen, darauf zu hören.
Gemeinsam mit den Bischöfen Markus Büchel, Ivo Fürer und Paul Vollmar, dem Domkapitel, Dompfarrer Beat Grögli, weiteren Priestern und Seelsorgenden zogen traditionsgemäss Trachtenleute in die Kathedrale ein.
Seinem Gewissen folgen
In seiner Predigt schaute Weihbischof Paul Vollmar zurück in die Zeiten, als der Mönch Gallus seinem Abt Columban gegenüber ungehorsam war. «Einerseits hatte Gallus Gehorsam versprochen, andererseits verfolgte er konsequent seinen Weg, folgte seinem Gewissen obwohl er dafür bestraft wurde», betonte Paul Vollmar. Etwas mit seinem Gewissen ausmachen ist ein bekannter Ausdruck. «Was bedeutet das? Sind wir tatsächlich so autonom in unseren Entscheidungen?», fragte der Prediger. Er sprach von möglicher Fremdbeeinflussung und von der Notwendigkeit, das Gewissen im Austausch mit anderen Menschen zur wahren Entfaltung zu bringen. «Wir alle wissen, was Gut und was Böse ist und sind gefordert, wie Gallus in allen Lebensaufgaben uns selber treu zu bleiben, so wie es der Schöpfer vorgesehen hat; der Leitfaden sind die zehn Gebote», sagte Bischof Paul Vollmar. Er verschwieg nicht, dass auch Spannungen zwischen der Lehre der Kirche und dem Gewissen der Menschen vorkommen können.
Gewissen nicht einschläfern
Der Prediger zitierte das Konzils-Dokument «Gaudium et spes». Es schreibt über den Menschen als Abbild Gottes, über Freiheit, Würde, Verstand, Vernunft und über das Gewissen als verborgenste Mitte und Heiligtum des Menschen, wo er allein ist mit Gott und Gottes Stimme hören kann. Vieles in unserer Gesellschaft sei darauf angelegt, unser Gewissen einzuschläfern, warnte der Weihbischof. Mit dem Ziel, Mitmenschlichkeit und Frieden zu fördern und unsere einzige Welt durch ökologische Verantwortung zu erhalten wünschte er der Festgemeinde und allen Menschen die Kraft, ihrem Gewissen zu folgen und sich für das Gute einzusetzen – so wie das Gallus zu seiner Zeit tat.
Festliche Musik
Der Domchor, Solist(inn)en sowie Mitglieder des Sinfonieorchesters St. Gallen gestalten den Gottesdienst mit der Messe in D von Otto Nicolai mit. Gallussequenz und Galluslied gehörten ebenso zur musikalischen Mitgestaltung.