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16. Tag
Bruch in der Gottesbeziehung
Als sie Jesus aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider
und warfen das Los darum. Und sie saßen da und bewachten ihn.… Von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze
Land bis zur neunten Stunde. Und um die neunte Stunde schrie
Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Mt 27,35–36.46
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Trotz allem an Gott festhalten
Jesus Christus – mehr Menschensohn oder Gottessohn?
Am Kreuz wird Jesus zutiefst menschlich gezeichnet: Verlassen und missverstanden von allen schreit er in der Finsternis seines Lebens: „Wo bist du Gott? Hast du mich verlassen?“ Das ist kein Bild des Heils oder des Vollkommenen. Das irdische Leben von Jesu ist wahrlich nicht linear aufsteigend; es gibt tiefe Risse, Brüche und Zweifel.
Aber der Jude Jesu kannte den Psalm 22, den er sterbend zitierte mit der Frage: „Warum hast du mich verlassen, Gott?“ Auch in diesem Psalm geht ein Betender durch alle möglichen Umbrüche des Lebens – und trotzdem hält er fest an Gott und vertraut schlussendlich darauf, dass Gott sein Angesicht nicht verbirgt und seine Versprechen zugunsten seiner Geschöpfe hält. Gott – auch im Bruch unserer Gottesbeziehung.
Jesus Christus – tiefes Gott-Vertrauen im nackten Menschen-Sein.
→ Ich lese den Psalm 22 auf Seite 12 betend einmal ganz durch und ziehe Parallelen zu meinen Lebensstationen.
→ Ich versuche mich an eine finstere Stunde zu erinnern. Hätte ich in diesem Bruch besser aufbrechen können, wenn ich mit Gott gerungen, an Gott gezweifelt, Gott
nicht losgelassen hätte?