Auf das Glockengeläut in der Sylvesternacht warten jedes Jahr viele Menschen. Es ist ein festliches Geläut, das bei jedem andere Emotionen hervorruft. Für die einen sind es traurige Erinnerungen an das vergangene Jahr, für andere begleiten sie hoffnungsvolle Aufbrüche in die Zukunft.
Im vergangenen Jahr war das Geläut leider öfter als üblich zu hören. Seelsorgende im Bistum St.Gallen gestalten momentan sehr viele Abschiedsfeiern für Covid-Verstorbene. Dompfarrer Beat Grögli beispielsweise sagt, dass die Glocken der Kathedrale fast täglich für eines oder mehrere Endläuten erklingen. Allein im Kanton St.Gallen sind bisher gut 500 Menschen an oder mit Corona verstorben, in der Schweiz sind es über 7000. Jeder und jede Verstorbene lässt Angehörige, Freundinnen, Freunde und Bekannte zurück. Ihnen gilt unser ganzes Mitgefühl.
Der Dompfarrer hat schon viele Beerdigungen erlebt in den vergangenen Wochen. "Trotz der Einschränkungen durch die Pandemie sorgen wir Seelsorgenden gemeinsam mit den Trauerfamilien dafür, dass die Verstorbenen würdig verabschiedet werden", betont der Dompfarrer. "Das ist uns allen ein Herzensanliegen".
Covid-19 ist ein "Härtetest" für die Gesellschaft. Was ist ein Menschenleben wert? Wir alle sind aufgefordert zueinander Sorge zu tragen, solidarisch zu sein mit den Schwächsten in unserem Umfeld und zu allen, die für sie sorgen. Speziell in Alters- und Pflegeheimen sind die überdurchschnittlich vielen Todesfälle auch eine grosse Belastung für die Mitarbeitenden, die teils jahrelange Beziehungen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern gepflegt haben.
Die Corona-Krise ist nicht nur eine gesundheitliche, gesellschaftliche und politische Prüfung, sondern auch eine spirituelle Herausforderung. Die Kirche hat die Aufgabe, für Menschen da zu sein mit all ihren Zweifeln und Zukunftsängsten, die in diesen Tagen bei vielen besonders stark ins Gewicht fallen. Corona wird uns auch in den nächsten Monaten noch fordern, und unsere Geduld strapazieren. Solidarität bedeutet gegenseitigen Respekt, Liebe und Fürsorge füreinander. In Jesu Worten bedeutet das: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.» Auch dafür läuten in wenigen Stunden unsere Kirchenglocken, es sollen zuversichtliche Klänge sein die uns daran erinnern, dass wir es gemeinsam und mit Gottes Hilfe schaffen werden, die Pandemie und ihre Folgen zu bewältigen.
Wir wünschen allen einen guten Rutsch ins neue Jahr 2021. Bleibt gesund! Herzliche Grüsse aus dem bischöflichen Ordinariat, auch im Namen von Bischof Markus Büchel und allen Mitarbeitenden, Sabine Rüthemann, Kommunikationsbeauftragte