«Prozess Neuland» so nennt sich die Entwicklung im Bistum, welche zum Ziel hat, dass Kirche auch in Zukunft nahe bei den Menschen ist. Alle auf Augenhöhe, eine lebensbejahende, inklusive Kirche, wo jede Person mit ihren Fähigkeiten und Talenten gefragt ist, welche autobiografische Entwicklung wertschätzt und fördert und die Gewissheit hat, dass die Zusage Gottes allen Menschen gilt. Das ist Neuland!
Jede Woche schreibt eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger zum kommenden Sonntagsevangelium eine biblische Inspiration, in der der Grundgedanke vom Prozess Neuland aufgenommen ist.
Aus dem Evangelium vom 29. Dezember, Fest der Heiligen Familie, Matthäus 2,13-15.19-23
Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Als Herodes gestorben war, siehe, da erschien dem Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind tot. Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel. Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus anstelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.
Gedanken zum Evangelium
In letzter Zeit wird immer wieder mal darauf hingewiesen: Jesus selbst hat einen Migrationshintergrund. Er ist geprägt durch die Fluchterfahrung, die seine Eltern gemacht haben, als er noch ein Baby war.
Auch in mir steigen instinktiv solche Gedanken auf, wenn ich den Text lese.
Aber was nützt dieser Hinweis? Was vor allem nützt er denjenigen Menschen, die jeden Tag – auch heute – unvorstellbares Leid auf ihrer Flucht erfahren oder durch das Trauma der Flucht in ihrem Leben gehemmt sind? Was nützt der Vergleich mit Jesus und seinen Eltern denjenigen Menschen, die an einem fremden Ort einen Neuanfang versuchen, der mit so viel Einsamkeit verbunden ist?
Ich frage mich das und nehme fürs Erste zur Kenntnis, dass ich berührt bin vom Leid dieser Menschen. Denn sonst würde ich nicht an sie denken, wenn ich diesen Text lese.