«Prozess Neuland» so nennt sich die Entwicklung im Bistum, welche zum Ziel hat, dass Kirche auch in Zukunft nahe bei den Menschen ist. Alle auf Augenhöhe, eine lebensbejahende, inklusive Kirche, wo jede Person mit ihren Fähigkeiten und Talenten gefragt ist, welche autobiografische Entwicklung wertschätzt und fördert und die Gewissheit hat, dass die Zusage Gottes allen Menschen gilt. Das ist Neuland!
Jede Woche schreibt eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger zum kommenden Sonntagsevangelium eine biblische Inspiration, in der der Grundgedanke vom Prozess Neuland aufgenommen ist.
Aus dem Evangelium vom 22. Dezember, 4. Adventssonntag, Matthäus 1,18-24
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht blossstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.
Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heisst übersetzt: Gott mit uns.
Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
Gedanken zum Evangelium
Männerspiritualität
Mit der Geburt von Gott ist es so: eine Frau und ein Mann planen ein gemeinsames Leben. Da zeigt sich: Die Frau ist schwanger. Offenbar haben die beiden noch nicht miteinander geschlafen, denn für den Mann ist die Schwangerschaft ein Problem. Er denkt nach und entscheidet, dass er die Frau nicht blossstellen will. Deshalb beschliesst er, sie in aller Stille zu verlassen.
An diesem Punkt bleibe ich hängen. Ich denke, dass der Mann die Frau doch genau dann blossstellt, wenn er sie verlässt. Eine schwangere Frau still verlassen, das mag rational eine Lösung sein. Ihr keine Vorwürfe machen, keinen Konflikt riskieren, nicht über das Schwierige sprechen, sie vielleicht einem andern Geliebten überlassen. Eine schwangere Frau still verlassen, wird – so denke ich jedenfalls – die Frau in eine grosse Krise stürzen. Sie wird in jedem Fall die Blossgestellte sein. Und sie wird unter diesem Schweigen leiden, weil sie es nicht einordnen und deuten kann.
Zum Glück hat der nachdenkliche, schweigsame und gerechte Mann einen Draht zu Gott. Zum Glück hat er Träume. Zum Glück glaubt er dem, was er im Traum hört. Zum Glück erkennt er darin den Willen von Gott. Zum Glück entscheidet er sich für die Frau und das Kind.
Ein werdendes Kind ist in jedem Fall ein Geschenk der heiligen Geistkraft, ganz gleich, wer Mutter und Vater sind. Ein Kind bedarf in jedem Fall Schutz, verantwortungsvolle Erwachsene, Menschen, die sagen: Ja, du bist ein Kind Gottes. Wir lieben dich.