Der Kreis der Diakone im Bistum St.Gallen fordert in einem Positionspapier ausdrücklich die Zulassung von Frauen zum Diakonat. Die Gleichstellung der Geschlechter sei ein unübersehbares Zeichen der Zeit. Auch das Zweite Vatikanische Konzil spreche sich für die Gleichheit aller Getauften aus und wende sich gegen jede Diskriminierung. Das Papier zählt Gründe auf, warum die Zulassung von Diakoninnen überfällig sei.
„Seit mehr als fünf Jahrzehnten wird über die Zulassung von Frauen zur Diakonenweihe geforscht. Die Argumente für die Zulassung sind stichhaltig und theologisch fundiert“, heisst es in dem Positionspapier, das Mitte Mai 2018 verabschiedet wurde. Leider falle die kirchliche Realität hinter ihre eigene Theologie zurück. „So wurden in der Geschichte der Kirche aus der schöpfungstheologisch begründeten gleichen Würde von Mann und Frau keine Konsequenzen für die Theologie der Ämter gezogen“, so das Papier.
Offenheit Jesu
Bereits die Bibel belege, dass Frauen Verantwortung für die christliche Gemeinde übernahmen. Und sie bezeuge die Offenheit Jesu, auch Frauen in seine Nachfolge zu rufen und Frauen wie Männer in seinen Dienst zu nehmen. Daneben gebe es ebenso Versuche, „die Stellung der Frau in der Urkirche entgegen der Praxis Jesu zu relativieren“. Doch die Kirche kenne über viele Jahrhunderte hinweg bis ins 11. Jahrhundert die Tradition, Frauen als Diakoninnen zu weihen. „Der Frauendiakonat war in den verschiedenen Ortskirchen allerdings recht unterschiedlich beheimatet. Die Aufgaben, die Frauen als Diakoninnen in den jeweiligen Kontexten wahrnahmen, entsprachen den jeweiligen pastoralen Erfordernissen der Ortskirchen.“
Für eine dienende Kirche
Schon lange plädiere der Theologie Peter Hünermann dafür, dass der Diakonat in einer Neustrukturierung der Ämter nicht als unterste Stufe der Weihen, sondern als Amt gesehen werde, das eine besondere Wesensdimension von Kirche verdeutliche.“ Das Amt unterstreiche die Aufgabe der Kirche, vor allem den Notleidenden beizustehen, Zeugnis zu geben von der Güte Gottes. „So hat der Diakon Anteil an der umfassenden Sendung Jesu Christi.“
„Auch wenn der ständige Diakonat mittlerweile in etlichen Ortskirchen mehr oder weniger angekommen ist, so ist er unter den Ämtern und Aufgaben in der Kirche bislang immer noch ein Randphänomen geblieben, dem es noch zu wenig gelingt, die Kirche als dienende Kirche zu prägen“, hält das Positionspapier fest. Zu oft würden Diakone angesichts des Priestermangels als Ersatz für fehlende Priester eingesetzt. „Würden Frauen u.a. zur Diakonatsweihe zugelassen, würde man nicht den Mangel verwalten, sondern Kirche und ihren Wesenszug „diakonia“ neu profilieren“, sind die Diakone überzeugt.
Wandel in der Gesellschaft
Seit Jahrzehnten sind Frauen zunehmend in der Gesellschaft aktiv tätig und übernehmen Verantwortung. Es bleibe unverständlich, warum dieser Wandel in der Kirche bislang nicht adäquat umgesetzt worden sei. Der Frauendiakonat wäre für den Diakonenkreis ein Ankommen der Kirche in der Gegenwart der kulturellen Realität. Er stellt darum die Frage: «Wie lange noch wollen wir uns als Kirche in unserer Gesellschaft dieses Defizit an Glaubwürdigkeit und Authentizität leisten?“.
(BistumSG/EG)