Sebastian Wetter (1986) ist in Gonten AI aufgewachsen, nach der Matura in Appenzell studierte er in Fribourg und Rom Theologie. Seit August 2011 ist Sebastian Wetter als Praktikant in der Pfarrei Uznach tätig. Schon seit dem Gymnasium war sich der Bauernsohn gewiss, dass er Priester werden wolle.
Faszinierend, anziehend
Priesteramtskandidaten sind eine eher seltene „Spezies", der Priestermangel ist gross. Wieso lässt sich Sebi – so wird Sebastian Wetter von Freunden genannt - auf diesen Weg ein? „Ich durfte Gott schon sehr früh in meinem Leben in dem erfahren, was mich umgab, was mir wertvoll und teuer war – zuallererst in meiner Familie, dann in meinen Freunden", sagt er. Für ihn hatte die Kirche immer etwas Faszinierendes und Anziehendes. „Der Wunsch Priester zu werden festigte sich zur Überzeugung, dass mich dieser Beruf, diese Berufung, glücklich und zufrieden machen würde", erzählt er. Dass in der heutigen Welt der Pflichtzölibat heftig diskutiert wird und sein Entschluss nicht von allen verstanden wird, weiss Sebastian Wetter. Bereits bei der Diakonenweihe wird er das vieldiskutierte Zölibatsgelübde ablegen. Manche empfinden den Pflichtzölibat als unzeitgemäss oder gar widernatürlich. „Ich nicht", sagt „Sebi" aus tiefer Überzeugung, „ich habe diese Lebensform schätzen und lieben gelernt."
Keine soziale Isolation
Zölibatär zu leben bedeute für ihn keine soziale Isolation, sondern beinhalte im Gegenteil viel Beziehungspflege. „Als Zölibatärer darf ich trotzdem menschliche Nähe erfahren, auch wenn eine enge Bindung mit einem einzelnen Menschen nicht möglich ist", ergänzt der Priesteramtskandidat. Und er habe das Freisein von einer engen Beziehung als Freisein für den einen Anderen erfahren. „Die Nähe zu Gott in einer zölibatären Lebensform zu finden, bedeutet mir sehr viel."
Zeichen der Zeit erkennen
Dem Diakon wird bei der Weihe als symbolische Geste das Evangeliar überreicht. „Ich habe das Licht des Wortes Gottes selbst erfahren und möchte seine befreiende Kraft deshalb auch weitergeben", sagt Sebastian Wetter. Zeitgenossenschaft – das sei ihm ganz wichtig. Auch wenn die frohe Botschaft von ewigen Werten handelt, muss sie die Menschen von heute erreichen, dazu braucht es nebst wertvollen Traditionen zeitgemässe Formen. Es ist nicht einfach, die Zeichen der Zeit zu deuten, das fällt Sebastian Wetter schwer, auch Bischof Markus Büchel hat dies immer wieder betont. „In diesem Punkt wird die kirchliche Gemeinschaft sehr wichtig", erklärt Sebastian Wetter. „Die unterschiedlichen Begabungen und Erfahrungen aller Menschen, die sich für die Kirche engagieren, bilden einen unerlässlichen Bezugspunkt, wie und wofür ich mich in der Kirche engagieren möchte."
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Diakon und „ständiger Diakon"
Die Kirche kennt ein dreistufiges Weiheamt: Diakon, Priester, Bischof. Diakon heisst nichts anderes als „Diener". Das II. Vatikanische Konzil hat das Diakonat zusätzlich zur Vorstufe für das Priesteramt wie bei Sebastian Wetter als eigenständiges Amt wieder eingeführt. Auch verheiratete Männer ab 35 Jahren können, mit Zustimmung der Ehefrau, zum „ständigen Diakon" geweiht werden. Ihre Aufgabe ist der Dienst am Wort (Predigt, Katechese, Bildung), der Dienst in der Liturgie (Taufe, Ehesakrament) und vor allem der Dienst an der Gemeinschaft und in besonderer Weise für die Armen und an den Rand gedrängten Menschen. (sab.)